Walnuss Strahlgerät Selber Bauen (Top Tips für Schrauber)


Je älter ein Wohnmobil oder Zugfahrzeug wird, desto mehr sieht man dem Gefährt die Nutzung an.

Zuerst verblasst der Klarlack, dann brechen Plastikhalterungen und irgendwann kommt es auch zu Korrosion.

Vor allem bei erhaltungswürdigen Gefährten ist es allerdings lohnenswert, diese zu restaurieren und mit einem Walnuss-Strahlgerät gelingt dies sogar noch umweltschonend.

Da die Geräte recht teuer sind, wollen wir uns einmal anschauen, ob man ein Walnuss-Strahlgerät selber bauen kann.

Selbstverständlich endet der Beitrag noch nicht und so zeigen wir auch noch die Einsatzzwecke und erklären, wann die Miete die bessere Wahl darstellt.

Wir wünschen euch viel Spaß mit diesem Artikel auf CAMPERWELTEN.

Erfahrungen: Ein Walnuss-Strahlgerät selber bauen

Zuerst einmal klären wir die Frage, wie man ein passendes Strahlgerät selbst bauen kann, denn dies ist mit einigen Materialien aus dem Baumarkt möglich.

Benötigt wird:

  • einen Kompressor (ab 50 Liter Volumen auf Amazon rund 600 Euro)
  • eine Strahlpistole (auf Amazon rund 16 Euro)
  • ein Strahlrohr
  • einen Gewindeschneider
  • evtl. eine Düse zur Verlängerung

Bei der Montage kommt es darauf an, ob ihr einen Kompressor mit Bajonett- oder Schraubverschluss benutzt.

Der Einfachheit halber gehen wir von einem Schraubverschluss aus. Das Stahlrohr aus dem Baumarkt stattet ihr mit einem Außengewinde aus, damit die Pistole darauf geschraubt werden kann.

Die andere Seite des Rohrs befestigt ihr am Kompressor (evtl. benötigt ihr auch dort ein Gewinde).

Ist das erledigt, geht es der Pistole an den Kragen. Mit mehreren dünnen Bohrern bohrt ihr die Düse auf, denn nur so passt das Walnussschalengranulat hindurch.

Noch eine Anmerkung zum Kompressor: Grundsätzlich eignet sich auch einer mit 50 Litern Volumen, da ihr allerdings mit mindestens 6 Bar Druck arbeitet, ist der Behälter schnell aufgebraucht.

Es ist daher besser, gleich mit einem 100 Liter fassenden Kompressor zu arbeiten. 

Tipp: Wer günstig an ein ausgedientes Sandstrahlgerät kommen kann, der kann sich den Umbau sparen und dieses verwenden.

Im nachfolgenden Artikel befassen wir uns mit der Frage, ob Zinkspray gegen Rost hilft.

In welchen Situationen kommt ein Walnuss-Strahlgerät zum Einsatz?

Doch wofür wird ein Walnuss-Strahlgerät überhaupt genutzt? Nun, wie auch beim Sandstrahlen, gibt es sehr viele Anwendungsgebiete – dazu gehören:

  • Entfernung von Verkokungen
  • Beseitigung von altem Unterbodenschutz sowie Korrosion
  • Zur Aufrauhung von Oberflächen damit Farbe oder eine Legierung besser hält

Je nach Aufwand beginnen die Preise bei rund 450 Euro zuzüglich Steuern (und eventuell Versand).

Hintergrund ist, dass unter Umständen einiges abgebaut und sogar erneuert werden muss. So muss beispielsweise die Ansaugbrücke abgebaut und der Zylinderkopf entfernt werden.

Im letzteren Fall wird in vielen Fällen auch gleich die Ventildeckeldichtung erneuert, da diese mit der Zeit porös wird.

Bei der Verwendung von alten Korkdichtungen, sind diese grundsätzlich zu erneuern. Somit könnte die Anschaffung eines passenden Strahlgeräts sinnvoll sein.

Walnuss-Strahlen im Vergleich zum Sandstrahlen

Es gibt mehrere Strahlverfahren. Lange Zeit kannte ma das Sandstrahlverfahren und wurde erst zuletzt vom Walnuss Strahlen abgelöst.

Beim Sandstrahlen wird Quarzsand verwendet und dieser ist deutlich härter (Härtegrad 5 bis 8) als Nussschalen.

Dadurch kann man beispielsweise eine Satinierung bei Glas erzeugen (Milchglaseffekt mit rauer Oberfläche, wird heute aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr gemacht) oder Ablagerungen beseitigen.

Allerdings kann man dadurch auch Riefen und Kratzer in Ventilen erzeugen, was wiederum die Verdichtung vermindert und bei unsachgemäßer Anwendung sogar zu einem Motorschaden führen kann.

Daher ist die Variante des Wallnuss Strahlens deutlich besser, da diese einen geringeren Härtegrad (3 bis 4) besitzen.

Das hat den großen Vorteil, dass zwar Ablagerungen gelöst werden, das Metall aber bleibt von der Behandlung unberührt.

Weiterhin können Schalen theoretisch im Motor verbleiben, denn sie verbrennen beim Betrieb (Trotz allem ist ein Ölwechsel im Nachgang besser, um bereits gelöste Ablagerungen zu entfernen).

Ob man eine Roststelle anschleifen und dann mit Brunox Epoxy behandeln sollte, lest ihr im nachfolgenden Artikel auf CAMPERWELTEN.

Alternative: Ein Walnuss-Strahlgerät mieten

Vernünftige und hochwertige Druckstrahlgeräte kosten rund 4.500 Euro und alleine daher ist der Eigenbau eine interessante Alternative.

In den meisten Fällen braucht man ein Strahlgerät nicht häufig und wer nur einmal Roststellen damit entfernen möchte, der kann dies auch zur Leihe machen.

Die Tagesmiete kostet je nach Anbieter zwischen 80 Euro und 180 Euro (bedeutet: im Vergleich zum Kauf, könnt ihr oft Geräte mieten).

Ist Walnussstrahlen gefährlich für den Motor?

Zum Abschluss schauen wir uns einmal die Technik an. Walnussschalen werden unter Druck auf Material geschleudert.

Durch den sich aufbauenden Druck werden Ablagerungen “weggesprengt”. Doch ist das gefährlich für Motor und Metall?

Walnusstrahlen glücklicherweise nicht, da diese einen bedeutend geringeren Härtegrad aufweisen und somit bei Auftreffen eher zerbrechen würden, anstatt das Metall zu beschädigen.

Die gelösten Ablagerungen reichern sich unter Umständen im Öl an und können daher einfach über einen Ölwechsel beseitigt werden.

Die verbliebenen Walnussschalen verbrennen zudem während des Betriebs des Motors und richten somit auch nachhaltig keinen Schaden an.

Im Vergleich zu Additiven, die in Dieselmotoren genutzt werden, entstehen auch keine Schadstoffe, die man sich entledigen müsste – die Methode ist somit auch umweltfreundlich.

Und wo wir beim Thema Umweltschutz sind: Die Schalen können mehrfach verwendet werden, bis das Granulat zu fein ist.

Übrigens, ob man Tannox anschleifen kann, erfahrt ihr im nachfolgenden Beitrag auf CAMPERWELTEN.

Warum sind vor allem Dieselmotoren und Direkteinspritzer von Verkokungen betroffen?

Verkokungen und Ablagerungen kommen in allen Verbrennungsmotoren vor, allerdings stechen zwei Motorvarianten deutlich hervor.

  • Dieselmotoren (vor allem Common-Rail)
  • Benzindirekteinspritzer

Der Hintergrund dazu ist folgender: In beiden Fällen wird der Kraftstoff direkt in den Zylinder gespritzt.

Dieser hat dabei nicht die Form von Tropfen, sondern eher von “Nebel”. Dieser Kraftstoff Nebel lagert sich teilweise auch an den Zylinder Wänden an.

Da diese heiß sind, kommt es somit zu einer unvollständigen Verbrennung, aus der Ruß als Endprodukt entsteht.

Ingenieure arbeiten auch heute noch daran, diesen Effekt zu vermindern – bis dahin bleibt aber ein DPF Pflicht.

ZUSAMMENFASSUNG

In unserem Ratgeber haben wir uns damit befasst, ob man ein Walnuss Strahlgerät selber bauen kann.

Dies kann man grundsätzlich machen, denn solche Geräte arbeiten mit Druck und dank eines großen Kompressors mit mindestens 6 bar ist dies möglich.

Auch preislich sind die DIY-Varianten eine gute Wahl, da sie deutlich günstiger sind als kaufbare Geräte.

Der Eigenbau ist für rund 1.000 Euro neu realisierbar, während ein Strahlgerät etwa das Vierfache kostet.
Wollt ihr mehr zum Thema “Verkokte Ventile” erfahren, solltet ihr euch einmal den folgenden Beitrag auf CAMPEWELTEN ansehen.

Titelfoto: Walnuss Strahlgerät selber bauen (Quelle: e90post/suspenceful)

Andy Kempinski

Andy ist Texter mit Leib und Seele. Neben Themen rund um Wirtschaft und Unterhaltungselektronik, interessiert er sich seit seiner Tour im Hymer 550 BS auch für den Bereich Camping und nutzt das Wochenende meist für kleinere Touren mit seiner Lebensgefährtin.

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