Unser heutiger Artikel dreht sich mal wieder komplett um die Technik des eigenen Wohnmobils. Dabei wollen wir uns die Frage stellen:
Wie stark werden Stahlfelgen angezogen? Das Anzugsdrehmoment von Stahlfelgen liegt bei 90 Nm. In der Praxis werden die Felgen auch schon mit bis zu 120 Newtonmeter angezogen. Somit gibt es in der Theorie eine Unterscheidung, praktisch darf der Wert zwischen 90 und 120 Newtonmeter liegen. Bei LKWs können es sogar 160 Newtonmeter sein.
Dieses Thema werden wir nachfolgend noch einmal näher behandeln und darüber hinaus auch auf die Geschichte von Stahlfelgen eingehen.
Hierbei geben wir nicht nur praktische Tipps zum Reifenwechsel, sondern schauen uns an, warum passende Schrauben wichtig sind.
Die Geschichte der Stahlfelgen
Starten wollen wir diesen Artikel mit der Geschichte von Stahlfelgen. So war es in den Anfängen des Automobils normal, dass Kraftfahrzeuge Räder aus Holz besaßen, die den von Kutschen ähneln.
Die Grenzen dieser Technologie wurden schnell offensichtlich, nachdem die Motorleistung der Fahrzeuge stetig angehoben wurde.
Nachdem die ersten Felgen brachen, wurden Rufe nach stärkerem Material laut. Einige Erfinder kamen dann auf die Idee, Felgen aus Stahl zu produzieren.
Dazu wurde die Stahlfelge in drei Segmente unterteilt und schließlich zusammengeschweißt. Dieses Verfahren nutzt man auch heute noch.
Insgesamt konnte so die Stabilität deutlich erhöht werden. Weiterhin gab es noch einen positiven Nebeneffekt, denn die Bremsen erreichten dadurch eine bessere Kühlwirkung.
Wann genau die erste Stahlfelge produziert wurde, ist nicht überliefert. Sicher ist nur, dass die erste Alufelge am 3. August 1924 entstand, und zwar von keinem geringeren Unternehmen als dem Sportwagenhersteller Bugatti.
Falls ihr wissen wollt, ob man einen Bremssattel mit Zinkspray lackieren darf, schaut euch den folgenden Beitrag auf CAMPERWELTEN an.
Schrauben von Alufelgen bei Stahlfelgen nutzen?
Soviel also zur Geschichte von Stahlfelgen. Jetzt wollen wir uns mit der Frage befassen, ob Schrauben von Alufelgen auch bei Stahlfelgen genommen werden dürfen?
Um es kurz zu machen, ist grundsätzlich nicht zu empfehlen, außer wenn der Hersteller in beiden Fällen dieselben Radschrauben (von Bilstein muss man pro Rad etwa 16 Euro einplanen) bzw. Radmuttern verwendet.
Diese Praxis ist unter anderem bei Ford oder auch Volkswagen gängig. Ansonsten müssen bei einem Wechsel auch die Radschrauben getauscht werden.
Unter anderem liegt das daran, dass Schrauben für Stahlfelgen kürzer sind als die von Alufelgen. Bei einem Wechsel würden diese nicht tief in die Radnabe eindringen und somit könnte sich das komplette Rad lockern.
Darüber hinaus muss auch gesagt werden, dass es passieren kann, dass sich die Radschrauben in das Material der Felge bohren, wodurch sich diese verkantet und abreißen könnte.
Dementsprechend ist es sinnvoll, auch gleich in passende Schrauben zu investieren. Häufig gibt es diese bereits für einen schmalen Taler.
Wichtige Anzugsdrehmomente im Überblick
Jetzt wollen wir uns einmal mit den Anzugsdrehmomenten befassen. Dabei möchten wir auch erklären, warum dies überhaupt wichtig ist.
Dazu erst einmal etwas Theorie. Wird eine Schraube in Material geschraubt, so dehnt sie sich durch das Gewinde.
Übertreibt man es mit dem Anzug, reißt der Schraubenkopf ab, da er seine Dehngrenze erreicht hat.
Deswegen ist es wichtig, dass Schrauben vor allem in Bereichen der Fahrzeug- und Wohnmobiltechnik mit dem sachgemäßen Anzugsdrehmoment angezogen werden.
Damit ihr die Werte nicht erst raussuchen müsst, haben wir die wichtigsten einmal in einer Tabelle zusammengefasst:
Bauteil | Anzugsdrehmoment |
Radschrauben Stahlfelgen | 90 – 110 Newtonmeter |
Radschrauben Leichtmetallfelgen | 100 Newtonmeter bis 120 Newtonmeter |
Sicherungsmutter Antriebswelle | 165 Newtonmeter bis 265 Newtonmeter |
Sicherungsmutter Spurstangenkopf | 55 Newtonmeter |
Dehnschrauben Zylinderkopf | 30 – 40 Newtonmeter, danach 40 Grad weiterdrehen |
Schrauben Ventildeckel | 7 – 10 Newtonmeter |
Die in der Tabelle genannten Werte sind immer nur als Richtwerte sofort zu verstehen. So können sich diese je nach Fahrzeug auch noch leicht unterscheiden.
So nutzt man beispielsweise bei den Schrauben für den Ventildeckel nicht einmal einen Drehmomentschlüssel. Diese Schrauben sind einfach nach Gefühl per Hand anzuziehen.
Bezüglich der Radschrauben noch einmal soviel: Bei LKW und großen autarken Wohnmobilen gilt ein Anzugsdrehmoment von bis zu 160 Newtonmeter.
Stahl vs. Aluminium: Das sind die Unterschiede
Jetzt wollen wir uns noch einmal kurz die Unterschiede zwischen Stahlfelgen und Leichtmetallfelgen ansehen.
Grundsätzlich ist es völlig egal, welche Felge ihr nehmt, solange sie zu dem Womo passen. Somit könnt ihr Alufelgen bei der Auflastung eines 4×4 Crafters nehmen.
Stahlfelgen
Stahlfelgen sind meistens sehr kostengünstig und bestehen aus mindestens dreifach verschweißten Stählen.
Dadurch sind sie allerdings recht schwer und erhöhen auch den Kraftstoffverbrauch. Die Vorteile liegen in der Unempfindlichkeit gegenüber den Stößen und den geringeren Anschaffungskosten.
Leichtmetallfelgen
Leichtmetallfelgen oder auch Alufelgen sind dagegen deutlich individueller und vermitteln häufig einen sportlichen Eindruck.
Weiterhin haben diese eine bessere Kühlwirkung, wodurch sich die Bremsen (aktuelles ANGEBOT prüfen!!!) weniger stark abnutzen.
Ebenso verringern sie den Kraftstoffverbrauch durch das geringere Eigengewicht. Allerdings sind sie auch deutlich teurer.
Wann man eine Stahlfelge ersetzen sollte
Jetzt schauen wir uns einmal kurz an, wann man eine Stahlfelge ersetzen sollte. Da es sich um Stahl handelt, kann es passieren, dass mit der Zeit etwas Flugrost eintritt.
Dies ist unbedenklich und die Felge nimmt dadurch keinen Schaden. Häufig besitzen sie als Korrosionsschutz eine Lackierung.
Im Alter allerdings kann sich der Rost auch auf der Innenseite ablegen und vor allen Dingen die Schweißnähte aufbrechen.
Daher gilt, ist die Innenseite von Rost zerfressen, so ist die Felge auszutauschen.
Radschrauben ohne Drehmomentschlüssel anziehen
Wenn man eine Reifenpanne am Wohnmobil hat, so hat man vielleicht ein Radkreuz, aber keinen Drehmomentschlüssel (bereits unter 30 Euro zu haben).
Daher wollen wir euch kurz zeigen, wie ihr die Radschrauben dann anziehen müsst. Ihr habt das Rad bereits gewechselt und müsst lediglich die Schrauben hineindrehen.
Dies macht ihr erst einmal mit viel Gefühl per Hand und im Anschluss dreht ihr noch mit dem Radkreuz etwas weiter.
Sobald ihr auf Widerstand trifft, zieht ihr noch einmal eine viertel Umdrehung nach.
Merke: Radschrauben immer über Kreuz anziehen.
ZUSAMMENFASSUNG
Wie stark werden Stahlfelgen angezogen? Das Drehmoment für die Radschrauben von Stahlfelgen an gängigen Wohnmobilen liegt bei 90 Newtonmeter.
In der Praxis wird das Drehmoment vereinheitlicht und somit werden die Bolzen auch schon mal mit bis zu 120 Newtonmeter angezogen – dies halten die Radschrauben auch aus.
Wichtig ist allerdings, dass immer passende Radschrauben benutzt werden. Also, Alufelgen brauchen eigene Radschrauben und Stahlfelgen benötigen eigene Bolzen.
Ansonsten kann es passieren, dass die Schraube in die Felge einläuft und abreißt.
Acht interessante Fakten zum Thema “Wohnwagen aufbocken”, findet ihr im folgenden Artikel auf CAMPERWELTEN.
Titelfoto: Stahlfelgen werden mit 90-120 Nm angezogen! (Rechte: Canva)