Was das SUV für den PKW-Fahrer ist, ist das Allrad-Wohnmobil für den geneigten Camper. Das kommt auch nicht von ungefähr, denn mit einem Wohnmobil ist man vollkommen autark unterwegs und nicht ortsgebunden.
Der Allradantrieb ist allerdings eher selten anzutreffen, so kommt beispielsweise der Fiat Ducato von Haus ohne Allrad. Aber es gibt die Möglichkeit der Nachrüstung und daher stellen wir den Vergleich Oberaigner vs Iglhaut an.
So funktioniert ein Allradantrieb
Bei den Unternehmen Oberaigner und Iglhaut handelt es sich um unabhängige Hersteller von Allradantrieben. Doch was macht diesen Antrieb so besonders und wie funktioniert dieser überhaupt?
Bei einem Allradantrieb wird die Kraft des Motors nicht an zwei Räder, sondern an alle vier Räder übertragen. Dadurch ist die Kraftverteilung deutlich gleichmäßiger und so werden die folgenden Probleme vermieden:
- Das Fahrzeug schiebt nicht über die Vorderräder (üblich bei Fronttrieblern)
- Das Heck ist vergleichsweise ruhig (bei Hecktrieblern kann dieses nervös werden)
Damit das gesamte System die Kraft verteilen kann, gibt es ein Verteilergetriebe, das aus mehreren verzahnten Walzen besteht und die abgerufene Leistung auf alle vier Räder verteilt. Dieses Getriebe war früher komplett hydraulisch, wird mittlerweile allerdings elektronisch gesteuert.
Im Folgenden wollen wir noch einmal die unterschiedlichen Ausprägungen des Allradantriebs erklären.
Permanenter Allradantrieb
Die ältere Form ist der permanente Allradantrieb. Wie der Name bereits sagt, werden immer alle vier Räder angesteuert.
Da an den einzelnen Rädern unterschiedliche Drehzahlen anliegen, gibt es ein Mitteldifferenzial, das die Drehzahlen ausgleicht.
Zuschaltbarer Allradantrieb
Wenn immer alle vier Räder angesteuert werden, so hebt das den Kraftstoffverbrauch. Aus diesem Grund haben sich Hersteller an die Entwicklung des zuschaltbaren Allradantriebs gewagt.
In diesen Fällen kommt im urbanen Umfeld ein Zweiradantrieb zum Einsatz, während alle vier Räder erst dann angesteuert werden, wenn die Kraft auch benötigt wird. Damit das gelingt, gibt es eine Kupplung, die elektronisch zuschaltbar ist.
Die Firmen im Porträt
Sowohl die Iglhaut GmbH als auch die Oberaigner GmbH sind Hersteller von anspruchsvollen Allradsystemen. Die Systeme sind dabei stets von einer hohen Qualität und sind so auch für anspruchsvolles Gelände ausgelegt.
Doch was bieten die Unternehmen sonst noch an? Wir klären auf.
Das bietet die Oberaigner GmbH an
Bei der Oberaigner GmbH handelt es sich nicht um einzelnes Unternehmen, sondern untergliedert sich in mehrere Bereiche, die da wären:
- Oberaigner Automotive GmbH (Montage und Produktion der eigenen Modelle)
- Oberaigner Blechtecnik GmbH (Fertigung der Systeme und Belieferung der Vertragspartner)
- Oberaigner Powertrain GmbH (Entwicklung und Produktion von Getrieben)
Somit kann eine besondere Sorgfalt walten gelassen werden, da im jeweiligen Firmenbereich Experten auf ihrem Gebiet arbeiten. Darüber hinaus muss sich der Hersteller nur wenig auf die Fremdfertigung verlassen, womit er fortlaufend eine hohe Qualität bieten kann.
Das macht die Iglhaut GmbH besonders
Etwas anders ist die Iglhaut GmbH, die 1954 von Fritz Iglhaut gegründet wurde. In dieser Zeit war der Großvater des heutigen Geschäftsführers ein einfacher LKW-Fahrer, der von einem eigenen Fuhrunternehmen träumte.
Irgendwann vom Pioniergeist durchdrungen setzte der Kraftfahrer seinen Wunsch in die Tat um, wobei im Laufe der Zeit auch noch eine Werkstatt und später ein Produktionsbetrieb eröffnet wurde.
Mittlerweile bietet das Unternehmen nicht nur seine Allradantriebe an, sondern hat auch Mercedes-Benz Sprinter mit Wohnauflieger und Allrad im Angebot. Traditionelle Tugenden gehören zum Alltag und auch die Qualität hat einen hohen Stellenwert.
Hymer ML-T mit Iglhaut oder MAN TGE mit Oberaigner Allradantrieb
Nachdem wir beide Unternehmen einmal vorgestellt haben, wollen wir den Vergleich antreten, ob es einen besseren Allradantrieb gibt und welcher Hersteller das Rennen macht.
Das Unternehmen bietet sein Allradsystem für viele unterschiedliche Modelle der Hersteller MAN, Nissan, Renault und Volkswagen an. Interessant ist, dass der Antrieb grundsätzlich recht kompakt ist und das kleine Wohnmobil mit Allrad somit nicht höher gelegt werden muss.
Ein weiterer Vorteil ist, dass der Antrieb gerade einmal 130 Kilogramm wiegt und somit das Gesamtgewicht nur wenig beeinflusst. Bei dem Antrieb handelt es sich um eine permanente Variante, die elektronisch unterstützt wird und auch automatisch Bremseingriffe durchführt.
Der Antrieb von Iglhaut auf Basis eines Hymer ML-T ist vergleichsweise klobig und somit nur bedingt für das Gelände geeignet. Dafür glänzt der zuschaltbare Antrieb mit einem hohen Fahrkomfort und einer geringen Geräuschentwicklung.
Weitere Vorteile sind die gute Traktion und der geringe Kraftstoffverbrauch. Es gibt also keinen eindeutigen Sieger und so entscheiden die persönlichen Präferenzen.
Allradantrieb macht Probleme? Daran kann es liegen
Es kommt allerdings immer wieder vor, dass der Allradantrieb streikt. Wichtig ist dann, das Problem genau definieren zu können, die häufigsten Probleme sind dabei:
- Die Kupplung löst nicht aus
- Das Differential macht Geräusche
- Ruckeln während der Fahrt
Ein Druck auf den Knopf und der Allradantrieb wird zugeschaltet, doch es passiert nichts. In diesen Fällen kann es sein, dass die Kupplung nicht auslöst und den Antriebsstrang nicht verbindet.
In diesen Fällen kann das Bedienteil einen Defekt aufweisen, wobei man hier mit einem Multimeter bestimmte Fehler wie unterbrochene Kabel finden kann. Sollte es nicht an der Elektronik liegen, so ist in den meisten Fällen das Ausrücklager verschlissen, das entsprechend ausgetauscht werden sollte.
Wenn das Differential Geräusche macht, so kann als erste Maßnahme das Öl gewechselt werden. In den meisten Fällen führen Verunreinigungen zu diesem Problem.
Darüber hinaus kann in seltenen Fällen ebenfalls das Ausrücklager Probleme machen. Kommt es während der Fahrt zum Ruckeln, so kann es sein, dass der Antrieb durch einen Fehler im Stellmotor immer wieder verbunden und getrennt wird – hier hilft nur ein Austausch.
Exkurs: Darum ist ein Offroad-Training sinnvoll
Als Camper besitzt man eine hohe Freiheit und erkundet auch gerne einmal Wege abseits der asphaltierten Straße. Sitzt man allerdings das erste Mal am Steuer eines Wohnmobils und möchte ins Gelände, so ist ein Offroad-Training für Camper sinnvoll.
Neben der Möglichkeit, die Grenzen des Gefährts auszutesten, bekommt man so auch ein Gefühl, wie ein Allradantrieb funktioniert und wie sich das Wohnmobil im unwegsamen Gelände verhält.
Somit wissen Sie als Fahrer stets, wie man sich in bestimmten Situationen (beispielsweise Glatteis) verhält. Auch kommt der Spaß nicht zu kurz.
ZUSAMMENFASSUNG
Bei dem Vergleich Oberaigner vs Iglhaut gibt es keinen klaren Sieger. Beide Unternehmen bieten einen Antrieb in hoher Qualität und sehr guter Serviceleistung an.
Tatsächlich kommt es stets auf die eigenen Präferenzen an, um den passenden Allradantrieb auszuwählen. Während ein zuschaltbarer Antrieb größer aufbaut, ist dieser nur bedingt für das Gelände geeignet.
Dafür ist ein solcher Antrieb in der Regel komfortabler und verursacht einen geringeren Kraftstoffverbrauch.
Passende Hymer-Wohnmobile für zwei Personen haben wir euch hier zusammengefasst.
Titelfoto: Oberaigner vs Iglhaut (Quelle: Oberaigner & Iglhaut)