Eine Reifenpanne ist nie ein schönes Erlebnis, das gilt umso mehr, wenn die Panne im wohlverdienten Campingurlaub auftritt. Moderne Wohnmobile besitzen nicht einmal mehr einen Ersatzreifen, sondern lediglich ein Pannenset.
Was ihr bei einem Wohnmobil ohne Reserverad beachten müsst und ob ein Ersatzreifen überhaupt noch zeitgemäß ist, klären wir in diesem Artikel.
Ist ein Reserverad noch zeitgemäß?
Zuerst einmal wollen wir uns mit der Frage befassen, warum es heutzutage keine Ersatzreifen mehr gibt. Der Hintergrund dazu ist eigentlich sogar erfreulich, denn das Notrad wurde weggelassen, da sich Reifenpannen in den letzten zehn Jahren deutlich verringert haben.
Laut diversen Studien ist das auf die aktuellen Reifendruckkontrollsysteme und der hochwertigen Gummimischungen zurückzuführen. Inwieweit diese Gründe tatsächlich stimmen, bleibt jedem Camper selbst überlassen (der Verfasser dieser Zeilen ist hauptsächlich mit Young- und Oldtimern unterwegs und hatte auch noch nie eine Reifenpanne!).
Dennoch kommt es natürlich immer mal vor, dass man mit dem Wohnmobil eine Reifenpanne hat. Doch kein Grund zur Sorge, die meisten Modelle haben mittlerweile ein Reifenpannenset an Bord, mit dem sich das Loch kurzzeitig verschließen lässt.
Was leistet ein Reifenpannenset?
Doch was bietet eigentlich ein solches Set und kann es tatsächlich ein Reserverad ersetzen? Grundsätzlich bieten Pannensets und Pannensprays die großen Vorteile der Zeitersparnis und der einfachen Anwendung.
Dabei dichten die Sets kleine Löcher, die beispielsweise durch eingefahrene Schrauben oder Nägel entstehen, zuverlässig ab. Bei größeren Schäden, wie beispielsweise einer Laufflächenablösung oder einem großen Riss hilft ein solches Set allerdings nicht.
Im Winter gibt es noch einen Nachteil, denn bei niedrigen Temperaturen wird das Mittel zähflüssig und dichtet nicht mehr zuverlässig ab.
Reserverad Ja oder Nein – die Meinungen geht weit auseinander
Die Meinungen über die Nützlichkeit eines Reifenpannensets gehen bei Campingfreunden weit auseinander. Für die einen kommt Reparaturset nie infrage, andere halten es dagegen für ein nützliches Gadget.
Die Wahrheit liegt wie in den meisten Fällen genau in der Mitte. Wird das Wohnmobil oder der Campingbus im Alltag bewegt, so reicht das Pannenset in der Regel aus, um bis zur nächsten Werkstatt zu kommen.
Wer mit dem Wohnmobil ins Ausland möchte, sollte sich dagegen ein Reserverad zulegen. Dabei wird die Größe mit den montierten Reifen abgeglichen und dann ein passendes gekauft.
Dies hat hauptsächlich zwei Gründe. Zum einen wäre die Unanfälligkeit gegenüber niedrigen Temperaturen. Darüber hinaus kann ein Reserverad auch in den widrigsten Bedingungen getauscht werden, ohne dass eine Werkstatt aufgesucht werden muss.
Gibt es gesetzliche Vorgaben, ein Pannenspray mitzuführen?
Ein Blick in die Straßenverkehrsordnung reicht bereits aus, um fündig zu werden. In dieser gibt es eine Pflichtausstattung, die in jedem Fahrzeug (dazu zählt selbstverständlich auch ein Wohnmobil) mitzuführen ist.
Zu der notwendigen Ausrüstung gehören:
- Warndreieck
- Warnweste
- Verbandskasten
Der Verbandskasten muss natürlich immer überprüft werden und bei Überschreiten des Mindesthaltbarkeitsdatums zu ersetzen. Ebenso müssen ausreichend viele Warnwesten mitgenommen werden, sodass diese für jeden Sitzplatz ausreichen.
Es gibt daher keine gesetzliche Pflicht, ein Reifenpannenset oder ein Reserverad mitzuführen. Dennoch lohnt es sich im Falle des Falles ein entsprechendes Set oder Rad an Bord zu haben.
Für kleinere Defekte sollte zudem immer etwas Notfallwerkzeug vorhanden sein.
Reifenpannenspray richtig anwenden
Kommen wir jetzt zu dem Punkt der richtigen Anwendung, denn auch hier können einige Fehler begangen werden. Während die Muttern oder Schrauben bei einem Radwechsel immer über Kreuz angezogen werden müssen, gibt es auch Dinge beim Einsatz eines Pannensets zu beachten.
Die Verarbeitungstemperatur liegt zwischen fünf und dreißig Grad Celsius, wobei selbstverständlich die Dose gut geschüttelt werden muss. In der Zwischenzeit ist der Nagel oder die Schraube zu entfernen, sodass die Luft aus dem Reifen entweichen kann (der Reifen darf keine Luft mehr enthalten!)
Jetzt wird der Adapter mit dem Ventil verbunden und das Pannenspray komplett entleert (Die Flasche beim Sprühen umdrehen). Im Anschluss wird eine Strecke von zehn Kilometern gefahren, damit sich das Mittel im Reifen verteilt (maximal 50 km/h).
Zum Abschluss wird das Füllgas aus dem Reifen gelassen und dieser normal aufgepumpt. Danach ist der Reifen dringend zu ersetzen.
Das sollte ein gutes Reifenpannenset können
Mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Reifenpannensets, die sowohl im Preis als auch in der Ausstattung stark variieren. Selbstverständlich muss ein Pannenset grundsätzlich das Loch zuverlässig stopfen.
Unterschieden werden dabei drei Varianten:
- Reifenspray in Dosenform
- Reifenpannenset mit Kompressor
- Dichtstreifen
Bei den Varianten in Dosenform wird das Mittel direkt über das Ventil in den Reifen gepumpt. Anders bei der Möglichkeit mit Kompressor, denn dann gelangt das Dichtmittel per Kompressor in den Reifen.
Die Dichtstreifen sind besonders einfach anzuwenden, da sie nur von außen auf das Loch geklebt werden. Allerdings muss vorher die Luft komplett aus den Reifen gelassen werden.
Ein gutes Pannenset kostet rund fünfzig Euro und besitzt neben dem Mittel auch noch einen Kompressor, der über den Zigarettenanzünder angeschlossen werden kann. Daneben können bis zu sechs Millimeter große Löcher verschlossen werden, wobei das Spray den Reifen mindestens zweihundert Kilometer lang dicht hält.
Auch sind Adapterstücke für beispielsweise Fußbälle oder Fahrradreifen an Bord. Übrigens, das Wohnmobil auf 4,5 Tonnen aufzulasten, empfiehlt sich erst, wenn der Reifen getauscht wurde.
Besonderheit Run-Flat-Reifen
Reifenhersteller sind sich bewusst geworden, dass es irgendwann möglich sein muss, auch mit einem Loch im Reifen weiterfahren zu können. Aus diesen Überlegungen heraus entwickelten sie den Run-Flat-Reifen.
Diese Reifen haben verstärkte Seitenwände, die das Gewicht des Fahrzeugs tragen und somit auf bei Luftverlust eine gewisse Zeit weiterzufahren. In der Regel können achtzig Kilometer zurückgelegt werden.
Interessant ist zudem, dass Run-Flat-Reifen sogar repariert werden können. Die Reifen zumeist das Kürzel ZP oder EMT.
ZUSAMMENFASSUNG
Heutzutage ist ein Wohnmobil ohne Reserverad nichts Ungewöhnliches mehr, denn zum einen sind Reifenpannen deutlich gesunken und zum anderen sind Pannensets eine gute Alternative.
Für weite Strecken empfiehlt es sich allerdings einen Ersatzreifen anzuschaffen, da dieser auch in Gegenden wo es keine Werkstätten gibt, mit Bordmitteln getauscht werden.
Somit kann man festhalten, dass ein Pannenset hauptsächlich für kurze Strecken gedacht ist, während ein vollwertiges Ersatzrad bei langen Strecken hilfreich ist.
Daneben kann auch der Einsatz von Run-Flat-Reifen Vorteile bringen, denn diese können auch mit Loch im Reifen noch einige Kilometer zurücklegen. Unter Umständen kann ein solcher Reifen auch repariert werden.
Im folgenden Artikel zeigen wir euch fünf Tipps, mit denen Ihr eine Reifenpanne vermeidet!
Titelfoto: Wohnmobil ohne Reserverad (Rechte: Canva.com)