Seit einigen Jahren ist 3D Druck auch im privaten Bereich angekommen und viele Hobbybastler erschaffen in der eigenen Werkstatt Ersatzteile, Hilfsmittel, Gimmicks und vieles mehr.
Doch lässt sich damit auch das Camperleben verbessern? Ist 3D Druck Wohnmobil wirklich hilfreich oder nur eine Spielerei?
Diesen Fragen möchte ich in meinem Artikel auf den Grund gehen und Dir zeigen, wie und wo Du die neue Technologie in Deinem Reisemobil einsetzen kannst und was Du dabei beachten solltest.
Wie funktioniert ein 3D Drucker?

Im Grunde passiert in einem 3D Drucker folgendes: Das verwendete Material (Filament genannt) wird in kleinen Schichten so zusammengesetzt, dass ein plastischer Gegenstand entsteht.
Für diesen Vorgang gibt es drei verschiedene Methoden. Die älteste davon ist die Stereolithographie (SLA), die es bereits seit 40 Jahren gibt.
Bei der SLA-Methode wird flüssiges Epoxidharz mit Hilfe eines Lasers in einem Becken Schicht für Schicht ausgehärtet.

Die zweite Methode nennt sich Selective Laser Sintering, kurz SLS. Hier ist ein Polyamid Pulver das Ausgangsmaterial und der Vorgang findet in zwei verschiedenen Becken statt.
Im Privatbereich hat sich jedoch in den letzten Jahren ein anderes Verfahren durchgesetzt. Und auch für Campinganwendungen ist das Fused Deposition Modeling, kurz FDM die gebräuchlichste Variante.
Beim FDM wird das Filament in einer Düse erhitzt und verflüssigt. Stück für Stück werden dann Schichten davon aufgetragen und ausgehärtet.
Lohnt sich 3D Druck für Camper?
Die Einsatzmöglichkeiten für 3D Druckerzeugnisse sind schier endlos. Entweder Du konstruierst selbst die Gegenstände, die Du benötigst, oder Du organisierst Dir Druckvorlagen im Internet.
Klar kann man mit einem 3D Drucker auch viele unnötigen Dinge herstellen und gerade bei Anfängern und besonders preisgünstigen Druckern gelingt nicht jeder Druckvorgang. Doch was Ersatzteile und Spezialstücke angeht, kann ein 3D Drucker eine enorme Bereicherung sein.
Mit selbst hergestellten Dichtungen und Ventilen kannst Du beim Thema Wasserschäden Wohnmobil Ärger vorbeugen, indem Du altersschwache Teile ersetzt, bevor sie kaputt gehen. Und auch mit kreativen Halterungen, Trennstücken und anderen kleinen Helfern erhöhst Du die Sicherheit in Deinem Fahrzeug.
Beim 3D Druck kommt es also ganz darauf an, wie kreativ Du bist und für welche Zwecke Du den Drucker einsetzt. Wenn Du Dir Dein Wohnmobil genau anschaust, findest Du bestimmt die eine oder andere Ecke, in der sich etwas hinzufügen oder optimieren lässt.
Wie Du Gegenstände selber konstruierst

Damit Du zum Designer werden kannst, benötigst Du eine Konstruktionssoftware, ein sogenanntes CAD-Programm.
Viele davon sind kostenlos und zu jedem findest Du auf YouTube oder auf den Seiten der Anbieter umfangreiche Tutorials zur Benutzung. Das am häufigsten eingesetzte im privaten, nicht-Profi Bereich ist FreeCAD.
Du kannst aber auch jedes andere Programm benutzen. Die damit erstellten Dateien sind in der Regel mit jedem Drucker kompatibel.
In der Software kannst Du dann den von Dir benötigten Gegenstand von Grund auf selbst gestalten und seine Eigenschaften, wie Dichte und Struktur, vorgeben.
Am Anfang fällt es vielen schwer, sich in der 3D-Umgebung zurecht zu finden und Du wirst eine Weile und sicherlich auch viele Fehlversuche benötigen, um Deinen ersten erfolgreichen Druck durchzuführen.
Ich kann Dir jedoch versprechen, dass die Lernkurve nach dem beschwerlichen Anfang steil nach oben geht und Du stolz auf Deine immer besser werdenden Ergebnisse sein wirst.
Hier habe ich Dir eine Liste an Programmen zusammengestellt, die Du zum Konstruieren Deiner eigenen Erzeugnisse verwenden kannst:
- Blockscad
- OpenSCAD
- Fusion 360º
- CATIA
- Blender
- Rhino
- AutoCAD
Druck mit Hilfe von Vorlagen
Die Konstruktion eigener Druckdateien ist sehr aufwendig und kostet nicht nur Zeit, sondern benötigt auch ein gewisses Talent sowie Vorstellungskraft.
Nicht jeder ist dafür geeignet, ein Konstrukteur zu sein. Außerdem ist es getreu dem alten Sprichwort: “Besser gut kopiert als schlecht kreiert” manchmal ganz sinnvoll, auf etwas aufzubauen, was sich bereits bewährt hat.
Zahlreiche Gegenstände brauchst Du nicht selbst entwerfen. Du kannst Dir die Vorlagen einfach downloaden, in Deine Software einfügen und sofort losdrucken.
Auch möglich ist, dass Du eine Vorlage nimmst und sie nach deinen Bedürfnissen veränderst, indem Du zum Beispiel die Maße an Dein Camping-Fahrzeug anpasst oder Winkel veränderst.
In der folgenden Liste habe ich Dir die größten Portale, auf denen es kostenlose Vorlagen gibt, alphabetisch zusammengefasst:
- CrabCAD
- Cults
- Instructables
- Libre3D
- MyMiniFactory
- Nasa 3D
- PrusaPrinters
- Thingiverse
Zusätzlich zu den kostenlosen Vorlagen, bieten viele Konstrukteure ihre Dateien auch gegen Geld an und so mancher Hobby-Designer hat sich im Bereich 3D-Druck mittlerweile als Unternehmer selbstständig gemacht.
Auf Dienstleistungsplattformen wie Fiverr kannst Du sogar Bastler aus aller Welt damit beauftragen, Druckvorlagen extra für Dich zu erstellen. Das gängigste Dateiformat dieser Vorlagen ist übrigens STL.
Einsatzmöglichkeiten eines 3D Druckers für Camper

Wenn man sich in den Foren die Bilder anschaut, die Hobbydrucker posten, benutzen die meisten ihr Gerät für die Herstellung von Halterungen jeglicher Art.
Egal ob für das Handy am Alkovenbett, für Utensilien in der Küchenzeile oder Hygieneartikel im Bad. Halterungen liegen voll im Trend.
Aber nicht nur dafür ist der Drucker geeignet. Du willst Deine Wohnwagen Schublade reparieren? Statt Ersatzteile teuer zu kaufen, kannst Du Dir die benötigten Teile einfach selbst drucken.
Alles was Du wissen musst, um loszulegen, sind die Maße, die das Ersatzteil haben soll, die Dichte bzw. Härte des Objekts und ob Du es in einem Stück anfertigen oder aus mehreren Komponenten zusammensetzten musst.
Im folgenden möchte ich Dir einen kleinen Überblick darüber geben, was Du alles mit einem 3D Drucker herstellen kannst. Die Liste könnte natürlich noch endlos weitergehen. Deiner Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.

- Duschkopfhalterung
- Gleitstück für Hubbetten
- Öffnungshilfe Frischwassertank
- Wohnmobil Wasserfüllstutzen sowie Wassertankdeckel
- Dichtungen und Dichtungsringe
- Ventile
- Scharniere
- Schellen
- Zierringe
- Klappen
- Besteckkasten
- Sicherungshalter
So viel kosten gängige 3D Drucker
Die Preisspanne bei 3D Druckern reicht von knapp unter 200€ für kleine und einfache Geräte bis hin zu mehreren Tausend für große, leistungsstarke Modelle.
Im unteren Preissegment gehören der Renkforce Basic 3 und der Creality Ender-3 zu den beliebtesten Druckern. Beide bekommst Du für 270 bis 290 Euro.
Möchtest Du ein Mittelklassegerät, empfehle ich Dir den Creality CR-30 oder den Renkforce PRO3. Für ungefähr 1.000€ sind mit ihnen größere und aufwendigere Gegenstände möglich als mit den günstigeren Druckern.
Die besten Ergebnisse erzielst Du aber mit dem Ultimaker S5 oder einem RAISE3D Drucker. Diese kosten jedoch zwischen vier- bis sechstausend Euro.
Als Einsteiger solltest Du zunächst im unteren oder mittleren Preissegment starten, um Erfahrungen zu sammeln.
Für das Druckmaterial, sprich das Filament, werden pro 100 Gramm zwischen fünf und neun Euro fällig, je nachdem, für welchen Werkstoff Du Dich entscheidest.
Tipps und Tricks zum 3D Druck
Tipp Nummer 1: Wenn Du Deine Druckerzeugnisse in Deinem Wohnmobil montieren willst und vor der Frage stehst, wie Du sie verklebst und welches Dichtungsmittel Du benutzen sollst, empfehle ich Dir unseren Artikel zum Thema Dekalin oder Sikaflex.
Grundsätzlich sind beide Mittel mit den meisten Filamenten kompatibel, jedoch eignet sich das eine bei bestimmten Anwendungsbereichen mehr als das andere.
Tipp Nummer 2: Wenn Du größere Gegenstände herstellen willst, dann überlege Dir, ob Du sie in Fragmente aufteilen kannst, die Du im Nachhinein zusammensetzt. Dadurch wird das Endprodukt stabiler und der Druck selbst wird einfacher.
Tipp Nummer 3: Achte auf die Geometrie der Gegenstände, die Du druckst. Wenn größere Teile des Gegenstandes in einem schrägen Winkel nach oben gehen, dann besteht die Gefahr, dass sie während des Druckvorgangs abbrechen.
Wenn in einem solchen Fall nicht die Möglichkeit besteht, dass Du Tipp Nummer 2 umsetzt, dann musst Du die betreffenden Stellen so lange abstützen, bis sie komplett ausgehärtet sind.
Tipp Nummer 4: Auch wenn Du Deine eigenen Dateien erstellen möchtest, empfehle ich Dir, Dir die Vorlagen anderer Designer anzuschauen. Von fremden Konstruktion kann man viel für die eigenen Arbeit lernen oder sich Inspirationen holen.
Tipp Nummer 5: Auch wenn der eigentliche Druck sehr lange dauert, solltest Du Deine ersten Versuche überwachen.
Gerade Anfängern (aber auch manchmal Profis) können Fehler passieren und es wäre ärgerlich, wenn Du den Drucker allein lässt und nur einen rauchenden Brei Filament vorfindest, wenn Du wiederkommst.
Fazit
Ob sich ein 3D Drucker am Ende für Dich lohnt, hängt davon ab, ob Du bereit bist, die Mühe hinein zu investieren, die es benötigt und ob Du auch wirklich Ideen und Anwendungsgebiete parat hast, damit Deine Druckerzeugnisse nicht nur Staubfänger werden.
Klar sind die Möglichkeiten unbegrenzt. Die Frage ist nur, welche davon Du tatsächlich nutzen willst und ob Du sowohl für den finanziellen als auch den zeitlichen Aufwand bereit bist.
Wenn Du jedoch kreativ und handwerklich auch nicht unbegabt bist, kannst Du auf Dauer nicht nur Geld mit Deinen hergestellten Produkten sparen, sondern Dich auch selbst verwirklichen und Deinem Reisemobil eine persönliche Note geben.
Ich hoffe, Du hattest Spaß beim Lesen meines Artikels zum Thema 3D Druck Wohnmobil und sage Danke für Deinen Besuch hier auf CAMPERWELTEN😍
Fotonachweise: 3D Druck für das Wohnmobil (Rechte: Autor Rolf Möbius)