Wer kennt das nicht: Das schöne GFK-Dach beim Wohnmobil ist dreckig oder wird mit der Zeit stumpf. Wenn Putzen nicht mehr hilft, muss lackiert werden.
In diesem Beitrag erfährtst Du wie das ganz genau geht, und wirst auch noch zuerst mit den wichtigsten Hintergrundinformationen versorgt!
Warum brauchen Campingfahrzeuge ein GFK Dach?
GFK Dächer (und Böden) setzen sich im Campingbau immer mehr durch. Der „Glasfaserverstärkte Kunststoff“ aus dem Bootsbau hat viele Vorteile. Er ist annähernd so leicht wie dünnes Blech aber korrodiert nicht.
Und: er ist schlagfest. Das ist vor allem von Vorteil für Camper, deren Gefährte das eine oder andere Hagelschauer überstehen müssen. Ja, ja, das Argument kennt man: GFK ist gut gegen Hagel. Aber gibt es nur Vorteile?
Beim Teilintegrierten und vor allem beim Alkoven-Wohnmobil kommt das Unglück nicht nur aus dem Himmel. Steinschlag von vorne malträtiert die Front des geliebten Wohnmobils. Gleiches gilt für Wohnwagen. Schnell schleudern kleine Steine oder Fahrzeugteile über das Zugfahrzeug und verunstalten die Front von Wohnwagen und Wohnmobil. Selbst wer nur in der Wüste unterwegs ist, hat also von einem GFK-Dach und einer GFK-Front nicht nur Vorteile.
Vor- und Nachteile von GFK im Vergleich zum Dach aus Aluminium oder Stahl
Auf Grund der vielen Vorteile und der damit verbundenen Nachfrage haben die meisten Wohnwagenhersteller und Wohnmobilhersteller schon vor Jahren umgestellt. Sie bieten GFK-Dächer als Standardausstattung an.
Was du alles über GFK Wohnwagen wissen musst, zeigen wir dir hier. Ein Beispiel von einem Wohnmobil mit GFK-Außenhaut ist das Adria Wohnmobil Sonic.
Viele meinen, das GFK Dach sei eine edlere Version des alten Aluminiumdachs. Doch in Wirklichkeit ist GFK heute sogar billiger! Außerdem ist Alu dünner und leichter zu verarbeiten.
Ein Stahlblech-Dach hat dahingegen heutzutage so gut wie keiner mehr. Es sei denn, du kaufst dir einen Kastenwagen. Da wird das Interieur in einen bestehenden Transporter (und der hat natürlich auch ein Dach aus Stahlblech) eingebaut.
Warum hat sich GFK etabliert?
Warum GFK überhaupt eingesetzt wird, hat seinen Ursprung im Bootsbau. Es wird dort heute überall verwendet. Im Freizeitbereich hat es seinen Siegeszug vor allem dadurch angetreten, da es flächendeckend im Bootsbau eingesetzt wurde.
Ein Boot mit GFK-Rumpf hatte und hat klare Vorteile gegenüber einem Boot aus Holz oder Stahl. Das Material erreicht eine hohe Steifigkeit trotz geringem Gewicht, ist korrosionsbeständig und lässt sich an jede denkbare plastische Form anpassen.
Und was für den Bootsbau passt, funktioniert auch beim Wohnmobil und Caravan, oder? Nicht ganz. Es gibt erhebliche Unterschiede und GFK eignet sich nicht für jede Einsatzform.
Welche Nachteile hat GFK?
Ein Bootskörper liegt in der Regel im Wasser. Temperaturschwankungen gibt es da zwar auch, aber sie sind viel langsamer und nicht so groß. Ein GFK Dach auf einem Wohnmobil erlebt so ziemlich das Gegenteil.
Es bruzzelt in der Sonne. Extreme Temperaturschwankungen innerhalb eines Tages sind bei einem Wohnmobil die Regel, vor allem wenn man mit dem Wohnmobil in den Süden fährt. Doch GFK ist ein Duroplast und kein Thermoplast-Kunststoff. Ist der Harz einmal ausgehärtet, passiert auch bei hohen Temperaturen nichts.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Höher als 180° Grad sollte man GFK nicht erhitzen. Viele denken nun: das schafft man mit einem Wohnwagendach sowieso nicht. Doch Vorsicht. Ein Autodach kann in der prallen Sonne im Sommer schnell 80 Grad erreichen. Brummt dann noch der Elektromotor der Klimaanlage auf dem Dach, sind auch 180° Celsius kein Hexenwerk.
Doch auch schon bei weit niedrigeren Temperaturen treten Probleme auf. Unterschiedliche Materialien haben unterschiedliche Dehnungseigenschaften bei Hitze. Auch ein GFK-Dach kann dann an den Rändern oder Klebeflächen unter Spannung geraten, wenn sich die darunter liegenden Materialien oder die verbundenen Elemente anders verformen als das GFK.
Und dann reißt GFK. Es reißt auch, wenn man zu hart darauf schlägt. Gut gegen Hagel heißt nicht, gut gegen Vorschlaghammer & Co. Und es passiert im Fahrzeugverkehr nun einmal häufiger, dass Unfälle passieren. Gerade unerfahrene Camper, die die Höhe eines Wohnmobils nicht abschätzen, fahren gerne mal gegen die eine Baumkrone oder eine Laterne. Und schon ist das Malheur passiert.
Und dann bekommt der Begriff “Wohnmobil nach der Reise pflegen” einen ganz anderen Stellenwert😀😀
Schäden bei GFK
Mit GFK kann also eine ganze Menge passieren. Da es sich im ausgehärteten Zustand nicht mehr verformen lässt, reißt es. Das können fast unmerkliche Haarrisse sein oder ganz große Blessuren, wie ein aufgerissenes Wohnwagendach oder Alkoven.
GFK selbst hält ansonsten eine halbe Ewigkeit – man redet von 30 Jahren und mehr. Wer also ein Bürstner 685 aus dem Jahr 2005 besitzt, muss sich eigentlich um sein GFK-Dach keine Sorgen machen.
Aber auch GFK kann unansehnlich werden. Das Material vergilbt mit der Zeit. Kunststoffe und Verbundstoffe verfärben sich schneller als lackiertes Blech. Das kennt jeder, der sich ein älteres Auto mit Plastikstoßstange anguckt. Außerdem wird GFK-Lack auch schneller stumpf als lackiertes Blech.
Warum entstehen Lackschäden am GFK?
Doch warum reagiert GFK anders als Blech oder Stahl? Ist es nicht eigentlich dasselbe, zumindest von der Oberfläche her? Beides sind schließlich lackierte Außenflächen, die auch bei der Auslieferung keinen optischen Unterschied hatten zu den Metalloberflächen an den Seitenteilen.
Doch GFK ist anders lackiert als Metall. Die Oberfläche von GFK bildet der so genannte „Gelcoat“. Dieser besteht aus Kunstharz, das mit Kieselsäure angedickt wurde. Dieses Kunstharz wiederum besteht aus Polyester oder Epoxyharz. Und dieses Epoxyharz ist eingefärbt. So kommt die Farbe aufs Dach. Teils wird dieses Epoxyharz noch mit Kobalt angereichert, um die Schleifeigenschaften zu verbessern, was die Glätte der Oberfläche verbessert.
GFK reagiert also nicht nur anders im Bezug auf Druck und Stoß sowie auf Temperatur, sondern altert auch anders als der (metallene) Rest des Fahrzeugs. Und wer dann mit einem zweifarbigen Fahrzeug rumfährt, will das vielleicht ändern.
GFK lackieren – Tipps und Tricks
Irgendwann stellt sich also für jeden Besitzer eines Fahrzeugs mit GFK die Frage nach der Behandlung von GFK Dach & Co. Sei es aus optischen Gründen, weil die Oberfläche gelb und stumpf ist, sei es aus Reparaturnotwendigkeiten, weil Haarrisse oder größere Schäden an der GFK-Außenhaut entstanden sind.
Es stellt sich also die Frage: „GFK lackieren Wohnmobil“? Nur wie?
Die Experten sind sich da wohl selbst nicht ganz einig. Nach dem Motto: Viele Wege führen nach Rom, empfehlen einige Experten im Internet die GFK Teile vor dem Lackieren mit 240er Körnung anzuschleifen. Andere behaupten, 400er Körnung. Doch wie behandelt man GFK richtig?
Die Standard-Vorgehensweise ist:
1. Außenhaut mit 240er Körnung anschleifen
2. Mit Epoxyharz die Schadstellen spachteln
3. Wieder mit 240er schleifen
4. Zum Finetuning noch einmal Spritzspachtel auftragen
5. Mit 400er Körnung nachschleifen
6. Grundierfüller auftragen und mit P800 schleifen
7. 2. Schicht auftragen und nochmal schleifen
8. Lackbasis auftragen
9. Mit Klarlack finishen
FAZIT
Du siehst, es ist durchaus aufwändig, GFK ordentlich zu behandeln. Wenn es sich um größere Flächen handelt, musst du schon eine Werkhalle haben. Der Arbeitsaufwand für ein GFK-Dach ist hoch. Wenn du Teilflächen behandelst, musst du darauf achten, den Farbabgleich professionell hinzubekommen.
Egal, ob du dir das selbst zutraust oder lieber einen Profi ranlässt – „GFK lackieren Wohnmobil“ ist eine Mission, die du dir vornimmst. Doch wird die Mission gelingen? Die richtige Planung und das richtige Equipment sind alles.
Titelfoto: GFK Wohnmobil lackieren (Rechte: canva.com)