Benziner Als Zugfahrzeug (was echte CAMPER wissen…)


Wer mit einem Gespann in den Urlaub fährt, der wird vornehmlich zu einem Diesel greifen. Doch gilt dieser Grundsatz auch heute noch?

Oder sind Benzin- oder gar Elektromotoren die bessere Wahl? Diesen Fragen wollen wir uns stellen und aufklären, wann sich ein Benziner als Zugfahrzeug eignet.

Darüber hinaus gehen wir auch noch darauf ein, was ein Zugfahrzeug grundsätzlich können muss und wie viele Pferdestärken das Zugfahrzeug haben muss, um einen Wohnwagen adäquat ziehen zu können.

Was ein Zugfahrzeug können muss

Schon seit Jahrzehnten gilt der Grundsatz: Wer etwas ziehen muss oder häufig weite Strecken fährt, greift zum Diesel.

Ob dieser Grundsatz auch heute noch gilt, wollen wir in diesem Ratgeber auf den Grund gehen.

Ein Zugfahrzeug für einen Wohnwagen muss grundsätzlich diverse Vorgaben erfüllen. Da wäre zum einen eine ausreichend hohe Anhängelast.

Der ADAC empfiehlt, dass sie rund 200 Kilogramm unter der maximalen Last des Zugfahrzeugs liegt.

Doch wie wird die maximale Anhängelast eigentlich ermittelt? Wir klären, dies mit einem kleinen Beispiel auf:

Die maximale Anhängelast des Zugfahrzeugs liegt bei 2.000 Kilogramm. Das Leergewicht des Wohnwagens liegt bei 1.300 Kilogramm.

Anders das zulässige Gesamtgewicht des Wohnwagens, welches bei 1.600 Kilogramm liegt.

Also rechnen wir: 2.000 Kilogramm abzüglich 1.600 Kilogramm kommen wir auf eine Differenz von 400 Kilogramm.

Somit dürft ihr, mit dem Zugfahrzeug, den Wohnwagen auch voll beladen ziehen. Hierbei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Benziner, einen Diesel oder ein Elektromodell handelt.

Auch das Getriebe spielt eine Rolle, zumindest bei Verbrennungsmotoren (auch Verbrennungskraftmaschinen genannt).

Viele Camper achten auf eine Wandlerautomatik, da diese ohne große Zugkraftunterbrechung arbeitet und im Vergleich zu einem DSG-Getriebe nahezu wartungsfrei ist.

Tipp: Fängt die Wandlerautomatik mit der Zeit zu ruckeln an, dann hilft eine Getriebeölspülung weiter.

Allerdings verbrauchen die Automatiken mehr, da nicht punktgenau geschaltet werden kann. Darin liegt auch der Vorteil von Schaltgetrieben.

Diese haben weniger Gewicht und der Schaltzeitpunkt kann individuell gestaltet werden. Zum Abschluss schauen wir einmal auf die Reifen.

Für ein Zugfahrzeug sollten die Reifen so groß wie möglich sein. So gibt es genug Auflagefläche, was wiederum die Stabilität erhöht.

Unterschiede zwischen Benzin- und Dieselmotoren

Damit kommen wir zu den Unterschieden zwischen Benzin- und Dieselmotoren. Benziner arbeiten nach dem System der Fremdzündung.

Bedeutet, das Benzin-Luftgemisch wird im Zylinder mittels einer Zündkerze gezündet. Ein Dieselmotor ist dagegen ein Selbstzünder.

Die Zündung erfolgt mittels Kompression, wobei die Luft vorher durch Glühkerzen erhitzt wird, während die eingespritzte Dieselmenge immer gleich bleibt.

Da ein Benzinmotor dementsprechend die Gemisch Menge steuern muss, gibt es ein oder mehrere Drossel- sowie Drallklappen.

Bei Dieselmotoren fehlen diese größtenteils, da nur der Luftstrom gesteuert werden muss. Aufgrund der höheren Kompression kann ein Dieselmotor im niedrigeren Drehzahlbereich arbeiten als ein Benziner.

Allerdings ist ein Benziner weniger aufwändig und somit günstiger bei Wartungen und Reparaturen.

Sonderfall: Skyactiv-Technologie

Ein Sonderfall ist die Skyactiv-Technologie von Mazda. Diese kommt sowohl bei Benzin- als auch Dieselmotoren zum Einsatz und verringert den Kraftstoffverbrauch.

Hierzu wird im Teillastbereich (beispielsweise bei Geradeausfahrten) beim Benziner vorhandener Kraftstoff mittels Fremdzündung verbrannt.

Das schont die Bauteile und sorgt zusätzlich für eine Verbrauchsreduzierung. Wird die volle Leistung abgerufen, klappt dies verzögerungsfrei.

Somit werden bestimmte Mazda-Modelle wie der CX 3, CX 5 oder auch CX30 gerne als Zugfahrzeuge genommen.

Benziner oder Diesel: Was ist die beste Wahl?

Danach wollen wir uns der Frage stellen, ob Benziner, Diesel oder Elektro die beste Wahl darstellen.

Ein Diesel verbraucht grundsätzlich weniger als ein Benziner. Im Anhängerbetrieb liegt der Mehrverbrauch beim Diesel im Schnitt bei 49,33 Prozent auf 100 Kilometer.

Bedeutet, wenn der Dieselmotor solo 8 Liter braucht, liegt dieser mit Anhänger bei 11,95 Liter. Der Preis für einen Liter Diesel liegt bei 1,85 Euro.

Somit liegen die Kosten bei 22,11 Euro. Ein Benziner verbraucht mit Wohnwagen 59,66 Prozent mehr als ohne.

Verbraucht das Fahrzeug im Schnitt zehn Liter, steigt dieses somit auf rund 16 Liter. Bei einem Preis von 1,88 Euro pro Liter E10 liegen die Kosten bei etwas über 30 Euro.

Das spricht somit zuerst einmal für den Dieselmotor. Zu beachten ist allerdings, dass diese sowohl bei der Anschaffung als auch bei der Wartung teurer ist als ein vergleichbarer Benzinmotor.

Daher können wir wie auch bei der Wahl zwischen Tandemachse oder Einzelachse keine eindeutige Empfehlung aussprechen.

Es kommt schließlich auch auf das Fahrprofil an. Wer nur ab und an einen Wohnwagen zieht, ansonsten aber viele Kurzstrecken fährt, sollte lieber zu einem Zugfahrzeug mit Benzinmotor greifen.

Wie viel PS muss der Motor leisten können? Wir klären auf!

Wer sich jetzt auf dem Gebraucht- und Neuwagenmarkt umschaut, wird eine schier unüberschaubare Anzahl an Zugfahrzeugen sehen.

Doch wie viele PS sollte der Motor freisetzen können, um während der Fahrt nicht als „Wanderdüne“ bezeichnet zu werden.

Wir hatten eingangs schon erklärt, was als Anhängelast bezeichnet wird. Jetzt kommen wir zu einer Faustformel für den Anhängerbetrieb.

Zuerst einmal sind die Gewichte zu addieren. Das Gewicht des Zugfahrzeugs liegt bei 2.000 Kilogramm, das des Anhängers bei 1.600 Kilogramm.

Zusammen sind das 3.600 Kilogramm. Dieses Gesamtgewicht wird jetzt durch die PS-Zahl geteilt.

Nehmen wir an, das Zugfahrzeug besitzt 120 PS. Somit liegt das Leistungsgewicht bei: 3.600 Kilogramm / 120 PS bei 30 PS pro Kilogramm.

Es gilt, dass das Leistungsgewicht die Grenze von 37 Kilogramm pro PS nicht überschreiten darf.

Im vorhandenen Fall wäre das Zugfahrzeug allerdings ausreichend motorisiert. Doch warum ist das so?

Bei einem sehr hohen Wert des Leistungs Gewichts kann das Fahrzeug nicht ausreichend schnell beschleunigen.

Das kann besonders bei Bergfahrten gefährlich werden und macht definitiv keinen Spaß. Darüber hinaus kann es passieren, dass der Turbolader oder Motorblock nachgibt.

Somit wird auch noch der Verschleiß deutlich erhöht.

ZUSAMMENFASSUNG

Ein Benziner als Zugfahrzeug? Dank moderner Technologien, wie Zylinderabschaltung oder Turbolader, eignen sich auch Benziner gut als Zugfahrzeug für einen Wohnanhänger.

Im Alltag zeigt sich allerdings, dass moderne Diesel immer noch den Verbrauchsvorteil besitzen.

Allerdings, und das ist der springende Punkt, sind Zugfahrzeuge mit Dieselmotor in der Anschaffung teurer und auch die Kosten für Wartung und Reparaturen sind höher.

Daher kommt es auf das eigene Fahrprofil an. Wer nur ab und an in den Campingurlaub fährt, im Alltag aber nur Kurzstrecke fährt, stellt der Benziner die bessere Wahl dar.

Bei der Auswahl des passenden Zugfahrzeugs könnte euch der folgende Artikel auf CAMPERWELTEN helfen.

Titelfoto: Astra 1,6 Liter Benziner als Wohnwagen Zugfahrzeug (Quelle: driving-uk)

Andy Kempinski

Andy ist Texter mit Leib und Seele. Neben Themen rund um Wirtschaft und Unterhaltungselektronik, interessiert er sich seit seiner Tour im Hymer 550 BS auch für den Bereich Camping und nutzt das Wochenende meist für kleinere Touren mit seiner Lebensgefährtin.

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