Sie sind die ideale Ergänzung und garantieren Mobilität vor Ort: Motorräder. Doch Wohnmobile mit Motorradgarage sind selten. Wir zeigen, was geht und was man lieber lassen sollte.
Wer fährt mit wem in den Urlaub, oder: wie wichtig ist das Motorrad?
So klar ist nämlich die Sache nicht. Es gibt zwei Typen von Campern mit Motorrad. Die einen fahren mit ihrem Wohnmobil in Urlaub und wollen eine Vor-Ort-Mobilität haben. Die anderen sind ambitionierte Biker, die ihr Gefährt zum Rennen oder in die Alpen transportieren wollen, um dort nach Herzenslust ihrem Hobby nachzugehen.
Wer hat schon Lust, von Hamburg nach Tirol auf seinem Bike einzufrieren, wo man doch nur über Alpenkämme crossen möchte?
Für diese Motorsportbegeisterten unter den Campern gibt es tatsächlich eine Vielzahl von Lösungen. Meist sind diese Fahrzeuge auf Basis eines Kastenwagens konzipiert. Alles dreht sich hier ums Bike.
Dafür macht der (oder die) jeweilige Fahrer/in auch gerne Platz. Stabile Airlineschienen fixieren die Motorräder felsenfest am Fahrzeugboden. Mit einer Wippe und Fahrschiene lassen sich die PS-Boliden per Knopfdruck und elektrischer Seilwinde ganz leicht im Fahrzeugheck verstauen. Ein oder zwei Motorräder bekommt man so gut und sicher unter.
Ganz nach dem Motto „erst das Ross und dann der Reiter“ müssen allerdings die mitfahrenden Menschen dann eher Kompromisse eingehen. Ist das Motorrad gut verstaut, müssen sich Fahrer und Beifahrer irgendwo um das Motorrad herum platzieren.
Dabei kann es gut sein, dass die Liegefläche direkt neben dem Zweirad und auf Höhe des Motors vorgesehen ist. Ein Beispiel hierfür: der Motorrad-Camper Campingbus. Wer sein Motorrad liebt, der sucht vielleicht auch die Nähe zu seinem Gefährt in der Nacht. Diese Nähe ist bei Campervans dieser Art garantiert.
Es gibt auch elegantere Lösungen, die die Liegefläche über einer eigens abgetrennten Parkgarage für Motorräder platzieren. Vor dem Geruch von Schmieröl und vom Dreck im Reifenprofil ist man so ein wenig gefeit. So, wie beim CaraBus/CaraTour [OUTLAW].
Allerdings gehen diese Konzepte klar auf das Konto des Schlafraums. Beim Cara von Weinsberg sind es keine 60 Zentimeter mehr, bis der Kopf ans Dachblech stößt.
Schließlich bleibt es jedoch bei der am meisten verbreiteten Variante, dass die Motorräder zwar während der Fahrt gut und sicher im Innenraum transportiert werden können, vor Ort jedoch ausgeladen werden müssen. Danach kann man die Liegefläche herablassen und es sich drinnen gemütlich machen. Das Zweirad findet derweil seinen Platz unter der Markise.
Wir haben hier die ersten vier Modelle zusammengestellt, die sich als Wohnmobil mit Motorradgarage für ambitionierte Biker eignen:
- Eine „Reisemobil-Manufaktur“ ist Dipa Reisemobilbau.
- Der Weinsberg CaraBus/CaraTour [OUTLAW] mit gesonderter Heckgarage
- Recht kostengünstig und mit Aufstelldach, der Citroën Jumper Biker Solution
- Für Individualisten und Sonderwünsche, die Flexebu GmbH
Bei allen vorgenannten Lösungen ist die Richtung klar. Motorsportbegeisterte finden eine ganze Reihe von Lösungen, je nach Geldbeutel und Geschmack. Allen Modellen und Varianten gemeinsam ist die Konzentration auf den möglichst komfortablen und sicheren Transport des geliebten Zweirads.
Wer jedoch „einfach nur mal vor Ort mit dem Motorrad rumfahren“ möchte, für den sind solche Lösungen dann doch eher übertrieben.
Gibt es die Motorradmitnahme auch mit mehr Luxus?
Man sollte meinen, dass das Motorrad als Freizeitvehikel bei Wohnmobilisten ganz hoch im Kurs steht und entsprechende Lösungen zahlreich sind. Jedoch stößt man schnell auf rechtliche oder physikalische Grenzen. Und die schränken den Fahrspaß mit Bike und Mobil doch erheblich ein.
Eines der wenigen Alkoven-Modelle, die ganz offensiv von Seiten des Herstellers mit der Mitnahme von Quads und Bikes beworben werden, ist der Kronos 290 M von Roller Team. Daher ist er die Nummer 5 in unserer Liste von Beispielen.
In die XXL-Garage im Heck können in dem Mobil auf Ducato Basis Gefährte mit einem Maximalgewicht von 300 Kilogramm. Das reicht für zwei Motorräder. Motorradverladehilfen gibt es im Zubehörhandel. Eigentlich steht damit der entspannten Fahrt zu den Serpentinen der Pyrenäen nichts mehr im Wege. Eigentlich!
Denn abseits aller rechtlichen Normen sollte man auch an die Fahrdynamik denken. Wer ein Wohnmobil dermaßen hecklastig ausstattet, muss damit rechnen, auf der Vorderachse erheblich an Anpressdruck zu verlieren. Der Motor unter der Haube wird nämlich gewichtsmäßig regelmäßig überschätzt.
Rund 150 Kilogramm werkeln da vorne zwischen der Vorderachse. Wenn man dann als Kontergewicht zwei Motorräder hinter die Hinterachse verfrachtet, wird das ganze Gefährt hecklastig. Das wird spätestens dann zum Problem, wenn der nächste Reisebus überholt werden möchte oder die regennasse Kurve des Gebirgspasses auf einen wartet.
Wohnmobile, vor allem als Teilintegrierte oder Integrierte auf Ducato Basis (oder ähnlichen Herstellern), sind also gewichtsoptimierte Reisegefährten. Sie erreichen oft schon ihre gewichtsmäßige Schmerzgrenze bei der Mitnahme von ausreichend Kleidung und Getränken.
Die Traglast der Heckgaragen liegt in der Regel daher nur bei bis zu 150 Kilogramm. Die Konstrukteure rechnen damit, dass man Fahrräder mitnimmt, aber keine ausgewachsenen Motorräder. Ein 50 ccm Roller (die, mit dem Mofa-Kennzeichen) wiegt schon an die 100 Kilogramm. Bei 125 ccm Rollern schlägt der Gesetzgeber von einer anderen Seite zu.
Diese dürfen laut Gesetzgeber nur ein gewisses Verhältnis von Gewicht und Leistung haben. Hier gilt die 0,1kW/kg-Regel. Das heißt, dass die Gefährte nur 0,1 kW pro Kilogramm Gewicht haben sollen.
Der Gesetzgeber ist hier aber kein Spielverderber. Er denkt an die Fahrstabilität. Gewicht bringt Fahrruhe. Das haben die Hersteller beherzigt und statten ihre 125er besonders schwer aus. Wer also keinen gesonderten Motorradführerschein hat, gilt gemeinhin als „ungeübt“ und bekommt zur Fahrsicherheit einen Roller mit mehr Gewicht verabreicht.
Das Ergebnis: 125er sind besonders schwer – bis zu 150 Kilogramm.
In einem Fall ist das Gewicht aber recht unerheblich. Im Falle eines Unfalls. Die Aufbauten eines Wohnmobils sind aus Pressspan und ähnlichen Leichtmaterialien. Wer mit einem oder gar zwei Motorrädern im Heck ins Schleudern gerät oder einen Auffahrunfall erleben muss, wird aller Voraussicht nach nicht mehr heil aus der Misere herauskommen🥲
Liner als Luxuslösung und (noch) bessere Alternativen
Wer nach dem Motto lebt „Kompromisse gibt es schon genug“, kann auf die Liner-Varianten zurückgreifen. Wohnmobile mit Motorradgarage gehören hier zum Standard. Und natürlich noch mehr. Vorgesehen ist die Mitnahme von Cabrios und Sportwagen.
Ganze Vollgaragen türmen sich im Heck dieser Fahrzeuge auf. Ein Motorrad wirkt in diesen Palästen da schon fast verloren. Mitnahme von Motorrädern? Kein Problem.
Wer aber ein normales Wohnmobil sein Eigen nennt und vor Ort mit einem Motorrad die nötige Mobilität haben will, sollte auf eine andere Lösung zur Mitnahme zurückgreifen.
Ein Motorrad auf der Anhängerkupplung verbietet sich dabei. Die Stützlast reicht regelmäßig nur bis höchstens 100 Kilogramm. Danach macht jede Anhängerkupplung schlapp. Was jedoch auf jeden Fall geht, ist die Verlängerung des Rahmens.
Hier wirst du jedoch wieder auf die gleichen Probleme treffen, wie bei der Beladung der Heckgarage. Die Traglast ist vielleicht nicht das Problem. Dafür aber die Gewichtsverteilung. Mit einer derartigen Last am Heck ist man nicht gut unterwegs. Das Gefährt ist instabil. Man muss sehr aufmerksam fahren.
Daher kommen wir zum Non-Plus-Ultra beim Wohnmobil mit Motorradgarage: der Anhänger. Daher ist es unser Beispiel Nummer 6. Du hast hier auch ein Wohnmobil mit Motorradgarage, nur hängt die in diesem Fall hinter dir und belastet nicht dein teures und treues Gefährt. Anhänger von SAWIKO sind zum Beispiel solche Lösungen.
Der Traigo 500 verfügt beispielsweise über eine „Länge“ von unter zwei Metern (incl. Deichsel). Klar, das Gespann wird länger. Aber mit 100er Schild ist man grundsätzlich genauso schnell mit dem Gespann unterwegs, wie solo.
Was Du beim Ziehen eines Anhängers mit dem Wohnmobil beachten solltest, findest Du in unserem Beitrag “7 Tipps & Tricks: Wohnmobil Mit Anhänger Fahren“.
FAZIT
Wer sein Bike in den Vordergrund stellt, findet am Markt viele optimale Lösungen für den Transport „inside“. Das aber jeweils auf Kastenwagen-Basis. Der Innentransport bei normalen Teilintegrierten, Integrierten oder Alkoven Wohnmobilen ist dahingegen schwierig und nicht ratsam.
Wer sich keinen Liner leisten kann oder möchte, sollte daher auf externe Lösungen, sprich einen Anhänger, zurückgreifen. Hier ist der Markt wieder groß und es ist für jeden Geschmack und Geldbeutel etwas zu haben. Und sicher ist es auch noch.
Titelfoto: Wohnmobil mit Motorradanhänger (Quelle: ebay.com – ID: 1880173661)